Mais - Von der Nischenkultur zu einem echten Star
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Mais in Deutschland eher eine Nischenkultur – vorwiegend in Baden, Bayern und Ostdeutschland. Aufwändige Handarbeit beschränkte den Anbau, und die Erntetechnik war bescheiden. Erst nach dem 2. Weltkrieg – weit in den 60er Jahren startete der eigentliche Maisboom. Züchtung ermöglichte den Maisanbau schrittweise in ganz Deutschland. So wuchs die Maisfläche seit 1950 mit 50.000 Hektar auf 500.000 Hektar in 1975, 1 Million in 1994 auf 2,5 Mio. Hektar in 2017.
Inzwischen ist der aus Südamerika stammende, erstmals im 18. Jahrhundert unter den Begriffen "Türkischer Weizen”, und „Welsches Korn“ erwähnte Mais von deutschen Feldern nicht mehr wegzudenken. Mais lässt sich heute beinahe überall in Deutschland anbauen – auch in klimatisch ungünstigeren Anbauregionen. Auch weltweit gesehen hat Mais Erfolge vorzuweisen. Allein beim Körnermais wuchs die Erntemenge von den 1950er Jahren bis heute von 180 auf nunmehr 900 Millionen Tonnen pro Jahr. Eine ähnliche Entwicklung hat der Silomais aufzuweisen.
Maiszüchtung macht's möglich
Der Schlüssel zur Entwicklung der Erfolgspflanze Mais lag in der sogenannten Hybridzüchtung. Sie wurde bereits um 1920 von den Amerikanern East und Shull beschrieben. Das Prinzip der Hybridzüchtung beruht darauf, dass geeignete, in zeitaufwändigen Verfahren ingezüchtete Maispflanzen einmalig miteinander gekreuzt werden. Die Nachkommen zeigen gegenüber der Elterngeneration ein üppigeres Wachstum und einen höheren Ertrag. Dieser Effekt wird in der Fachsprache als Heterosis bezeichnet.
Die Maiszüchtung hat vor allem Sorten mit einer verbesserten Kälteverträglichkeit hervorgebracht. Besonders im Jugendstadium bleibt der Mais sonst bei kühlen Temperaturen in seiner Entwicklung zurück. Um hohe Erträge zu erzielen, stellt die Kältetoleranz ein wichtiges Zuchtziel dar. Die Vielfalt ist deutschlandweit inzwischen so groß, dass für die unterschiedlichsten Regionen und Böden sowie Nutzungsrichtungen angepasste Sorten zur Verfügung stehen. Dennoch ist das genetische und damit für den Züchter nutzbare Potenzial bei Mais nicht erschöpft. Eine weitere, stete Aufgabe für den Maiszüchter ist es, die Resistenz der Maispflanzen gegenüber Krankheiten und Schädlingen zu erhöhen.
Die Züchter müssen dabei vorausschauend agieren. Die durchschnittliche Entwicklungszeit einer Sorte beträgt ca. zehn Jahre. Davon entfallen ca. fünf Jahre auf die Linienentwicklung (Inzucht) und weitere fünf Jahre auf das Prüfen des Produktes, also der Hybride.
Mais - ein echtes Multitalent
Mais bedient vielseitige Anforderungen der Wertschöpfungskette. Mais ist Grundlage für die menschliche Ernährung – nicht nur in Ländern der dritten Welt, sondern auch bei uns. Mais und Maisstärke haben sich längst zu modernen Vollwertprodukten entwickelt. Über 400 verschiedene Erzeugnisse stehen inzwischen in den Regalen deutscher Einkaufszentren. Mais wird als universelles Futtermittel eingesetzt und hat einen ausgezeichneten Futterwert.
Mais ist ein leistungsstarker Energielieferant – in jüngster Zeit macht Mais als Lieferant von Biomasse zur Vergärung in Biogasanlagen Furore. Von einem Hektar Mais kann der jährliche Strombedarf von fünf Haushalten gedeckt werden.
Mais ist Rohstoff für immer mehr technische Produkte. Er verbirgt sich z. B. in Verpackungen oder Biokunststoffen, in Arzneimitteln oder Kosmetika. So wird aus Maisstärke der natürliche Kunststoff Polylactid, kurz PLA, gewonnen, der sich genauso verarbeiten lässt wie konventionelle Kunststoffe auf Erdölbasis. Mit dem Vorteil: All dies ist biologisch abbaubar. Der jüngste Clou: Spielzeug aus Mais. Die einzelnen Flocken aus spezialbehandelten Maiskörnern lassen sich nur durch Befeuchten zu allen erdenklichen Phantasiewelten zusammenkleben.
Enorme Vielfalt an Sorten
Die Schaffenskraft der Züchter ist enorm: Über 400 verschiedene Maissorten stehen unseren Landwirten heute zur Verfügung. Pro Jahr werden allein in Deutschland im Schnitt 20 Maissorten zugelassen, die den unterschiedlichen Anforderungen der Wertschöpfungskette genügen.